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Feen und Elfen – Was ist das?

Feen und Elfen – Was ist das?

Zum internationalen Tag der Fee möchten wir uns einmal ganz grundlegend den Feen und Elfen widmen. Was ist der Unterschied? Und gibt es Feen und Elfen auch in der deutschen Folklore? 

Was sind Feen?

Unser deutsches Wort “Fee” hat in anderen Sprachen diverse Entsprechungen. Im englischen Sprachraum ist es die fairy, im französischen die Fée. Diese Bezeichnungen gehen höchstwahrscheinlich auf das lateinische Wort fata zurück, was so viel wie “Schicksal” bedeutet. Bereits in der altfranzösischen und normannischen höfischen Literatur tauchen die Worte fae oder fay auf, die schlussendlich im angelsächsischen fairy aufgeht. Zunächst beschreiben diese Worte aber keine mythischen Wesen, sondern dienen als Beschreibungen für verzauberte oder verzaubernde Menschen und Objekte (oder sogar Orte). Erst im 15. Jahrhundert werden die Worte zu einer Sammelbezeichnung für magische Wesen.
Aus der höfischen Literatur wanderten die “fairies” in den Sprachgebrauch des einfachen Volkes und ersetzte dort zum Teil auch den angelsächsischen Begriffs “elves”, die wir heute als Elfen kennen. (Was Elfen nun wieder sind klären wir weiter unten!)

Unser deutsches Wort “Fee” entstand erst im 18 Jahrhundert in der Bestrebung, die in Frankreich sehr erfolgreich verlegten Conte des fées (“Feenmärchen”) ins Deutsche zu übersetzen. Wir sehen also: Die etymologische Geschichte der Fee (also ihre Wortherkunft) ist immer wieder durch Wechselwirkungen zwischen literarischen Verarbeitungen und volkstümlichen Vorstellungen geprägt.  

Was sind Feen nun aber? 

Unsere heutige Vorstellung von Feen als winzigen Frauen mit Flügeln wurde von William Shakespeare (1564–1616) erfunden und durch die viktorianische Literatur des 19. Jahrhunderts verbreitet. Im Volksglauben wurde “Fee” bzw. fairy schnell zu einer Sammelbezeichnung für magische Wesen, die jedoch die unterschiedlichsten Gestalten annehmen konnten, wobei sie meist menschenähnlich beschrieben wurden. Mal menschengroß beschrieben, mal von Zwergenwuchs, erhielten einige zudem tierischen Elemente. Mal waren Feen die Geister der Verstorbenen, dann die verbannten und ungewaschenen Kinder Evas, dann wiederum böse Geister, gefallene Engel oder vor langer Zeit unter die Hügel verbannte Menschen. 

Was sind Elfen? 

Im Gegensatz zu den Feen entstammen die Elfen der “nordischen Mythologie” und sind sowohl in germanischen, wie auch in keltischen Glaubensvorstellungen zu finden. Auch hier ist die Herkunft des Wortes noch immer nicht vollständig geklärt. Sprachforscher gehen davon aus, dass die germanische Form Albaz oder albiz sich im Laufe der Zeit wandelte. Im Althochdeutschen finden wir z.B. die Bezeichnung elbiʒ, im altnordischen elptr. Unsere deutsche Bezeichnung Elfen geht folglich auf das altdeutsche Alb oder Elb zurück.

Alben sind Teil der skandinavischen Götter- Und Heldensagen, wie sie in der Snorra-Edda überliefert sind. Hier stehen sie häufig im Zusammenhang mit den Asen, dem nordischen Göttergeschlecht. Als Licht- und Schwarzalben werden sie menschenähnlich beschrieben, die ersteren von herausragender Schönheit. Im fortlaufenden Mittelalter wurde Elf zu einem Sammelbegriff für Wesen dämonischer Natur. Verehrungen von Elfen und anderen Naturgeistern trat die Kirche mit ihrer Aberglaubensbekämpfung entgegen. Erst im 19 Jahrhundert prägte sich das Bild der Elfen, wie auch der Feen) als winzige, geflügelte Wesen. 

Elfen und Feen im deutschen Volksglauben? 

Heute werden die Worte Elfe und Fee häufig sinngleich und synonym verwendet. Das Wort “Elfe” hat seine Wurzeln im Germanischen, die Fee vermutlich im Lateinischen. Im Englischen wurden elf und fairy ab dem 16 Jahrhundert synonym verwendet, bei uns erst im 18/19 Jahrhundert. 

Die “Fee” stammt aus der Literatur und kommt zunächst in den Märchen und Sagen des deutschen Sprachraumes nicht vor. Durch den Einfluss der französischen Literatur gelangen Feen jedoch in einige deutsche Märchentexte, wie z.B. in Dornröschen. Ähnlich verhielt es sich mit den “Elfen”. 

Ob es in der deutschen Folklore “Feen” und “Elfen” gibt, ist am Ende eine Definitionsfrage. Der Volksglaube im deutschsprachigen Raum kennt ähnliche Wesen, wie etwa die Moosweibchen. Jedoch ist die Problematik der “Kontamination” nicht zu unterschätzen, die eine scharfe Abgrenzung zwischen verschiedenen Wesenheiten und Bezeichnungen schwer macht. Auch die Brüder Grimm trugen zur Aufweichung dieser Begriffe bei, als sie 1826 eine Reihe irischer Feenmärchen unter dem Titel “Irische Elfenmärchen” veröffentlichten. Auf diesem Weg wurden durch Sagensammler auch einigen Sagengestalten des heute deutschsprachigen Raumes die Bezeichnung “Fee” oder “Elfe” zugeschrieben. Dies sind aber keine ursprünglichen Bezeichnungen. 

Literatur: 

Bergmann, Jenni (2011): The Significant Other: A Literary History of Elves. Doktorarbeit, University of Cardiff 2011

Classen, Albrecht (Hrsg., 2015): Handbook of Medieval Culture: Fundamental Aspects and Conditions of the European Middle Ages. Band 1. De Gruyter, Berlin/Boston

Dinkl, Susanne (2017): Untote, Riesen, Zwerge und Elfen: Zur Konstruktion des populären (Aber)Glaubens seit dem frühen Mittelalter. Königshausen & Neumann, Würzburg 2017

Hutton, Ronald (2014): The Making of the Early Modern British Fairy Tradition. In: The Historical Journal. Band 57, 2014

Simek, Rudolf (2006), Lexikon der germanischen Mythologie, Alfred Kröner Verlag; 3., vollständig überarbeitete Edition

Williams, Noel  (1997): The Semantics of the Word Fairy: Making Meaning Out of Thin Air. In: Peter Narváez (Hrsg.): The Good People: New Fairylore Essays. University Press of Kentucky, Lexington


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