Märchen und Handwerk
Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck am Einwerben von Fördermitteln für die Sonderausstellung „Heute back ich, morgen brau ich“ im Bocholter Handwerskmuseum. Die Ausstellung schlägt eine innovative Brücke zwischen kulturhistorischer Vermittlung und kunst(handwerklicher) Darstellung: Im Mittelpunkt stehen lebensnah gestaltete Modelle und Kunstfiguren, die einerseits als Blickfang, zugleich aber auch als zentrale Objekte der Vermittlung volkskundlicher und kultureller Themen dienen. Anhand informativer Grafiken und prägnanter Texte erfahren BesucherInnen welche enorme Rolle das Handwerk in den Volkserzählungen unserer Vorfahren einnahm und welche übernatürlichen Wesen man sich in Märchen und Sagen erdachte.
Was wären unsere Märchen ohne den armen Schuster und der klugen Köchin, ohne die freundliche Müllerin oder das tapfere Schneiderlein? Als Helden der Geschichten sind es gewöhnliche Menschen, denen in alltäglichen Situationen von Beruf und Haushalt Unglaubliches widerfährt. Somit sind Märchen und Sagen untrennbar mit den Lebenserfahrungen unserer Vorfahren verknüpft.
Der Arbeitsplatz des Handwerkers wird im Märchen zu einem Ort, an dem sich die Realität und die Vorstellungswelt des Sagenhaften überschneiden. Seien es Heinzelmännchen, die dem armen Schneider helfend unter die Arme greifen, arme Schustergesellen, die es in die weite Welt hinauszieht oder das Rumpelstilzchen, welches am Spinnrad Stroh zu Gold spinnt: Sie alle dienen als Metaphern oder Analogien und nutzen dabei Vorstellungen von Handwerksberufen, wie sie in der heutigen Zeit nicht mehr in unserem Alltag existieren.
Um daher Märchen, Sagen und Legenden heute besser verstehen und bewerten zu können, ist es wichtig, das soziokulturelle Umfeld, in dem sie entstanden sind, in den Köpfen der Menschen wachzuhalten. Mit der Sonderausstellung “Heute back ich, morgen brau ich“ wird das Bocholter Handwerksmuseum gemeinsam mit dem Verein Zeitsprünge e.V. sowohl die handwerklichen Arbeitsplätze, als auch die Sagengestalten zu neuem Leben erwecken.
Das Handwerksmuseum, mit seinem historischen Charme, den kleinen, verwinkelten Häusern und den vielen, liebevoll eingerichteten Werkstätten, ist für diese Ausstellung prädestiniert.
Zum 800. Jubiläum der Bocholter Stadtrechte wird das Handwerksmuseum Jung und Alt in eine phantastische, aber seit Kindheitstagen vertraute Welt entführen: Nach historischen Vorbildern geschaffenene Figuren beleben die verschiedenen Räume des Handwerksmuseums und beleuchten die übersinnliche Seite der Märchen. Dabei tauchen Besucher tief ein in die Vergangenheit und erfahren nicht nur Wissenswertes über alte Handwerkskünste und deren Verbindung zum Märchen, sondern auch speziell über Bocholts Sagenwelt und die historischen Persönlichkeiten, die sich dahinter verbergen, wie etwa Israhel van Meckenem und Clemens Brentano.