Geheimnisse der Moosfrauen
In der Vorstellungen unserer Vorfahren belebten Geistern und Dämonen unsere Umwelt. Insbesondere die oft lebensfeindliche Natur, der der Mensch das nötigste zum Leben abtrotzen musste, wurde zur Projektionsfläche von Ängsten und Wünschen. Dunkle Wälder, tiefe Höhlensysteme und weite Seen waren die Heimat von Naturgeistern, die so wechselhaft wie die Natur selbst auftraten. Diese Wesen blieben jedoch selten unter sich. Sagen berichten von Waldgeistern, die ihre heiligen Haine verließen und Kontakt zu den Menschen suchten. Nicht wenige übten sogar Dienste als Hausgeister aus: Die Holzfräulein sind genau solche Waldgeister, die die Häuser der Menschen aufsuchten und dort helfend tätig wurden. Die kleine Sonderausstellung „Geheimnisse der Moosfrauen“ berichtet von Ihnen.
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Es war einmal ein armes Kind, das hatte keinen Vater mehr, und die Mutter lag krank an einem Fieber darnieder. Sie litten beide große Noth und wußten nicht mehr, wie sie noch länger ihr Leben fortbringen sollten. Eines Morgens in aller Frühe ging das Mägdlein hinauf in den Wald am Hengstberge, Erdbeeren zu suchen und Haselnüsse zu brocken. Wie sie nun emsig suchte, und gar manche Thränen unter die Beeren im Krüglein fallen ließ, sah sie auf einmal ein Weiblein vor sich stehen, das war ganz mit Moose bekleidet. Das Mütterchen bat um einige Nüsse und Erdbeeren für sich. Bereitwillig theilte die Kleine von ihrem Vorrathe mit, worauf das Weiblein vergnügt davon aß und alsdann weiter trippelte. Auch das Mägdlein machte sich mit ihrem Krüglein auf den Weg. Als sie nach Hause kam, schüttete sie die Beeren und Nüsse aus dem Krüglein auf den Tisch. Aber o Wunder! Die Beeren waren alle von Gold und die Nüsse hatten alle Kernlein von Gold. Nun war den guten Leuten auf einmal aus der Noth geholfen.
Alexander Schöppner (1852) Sagenbuch der Bayer. Lande